Vor einer Woche hat die Bundesregierung Ferda Ataman als Unabhängige Beauftragte für Antidiskriminierung nominiert. Mit der Umsetzung dieses Vorschlags gewinnt Deutschland eine echte Verfechterin für Pluralität und Teilhabe für das Amt. Die vereinzelt formulierten Vorwürfe und Angriffe gegen sie dominieren leider die Schlagzeilen und das Amt und der Kampf gegen Diskriminierung rücken immer weiter in den Hintergrund. Mit diesem offenen Brief möchten wir zu einer Versachlichung der Debatte aufrufen. Ferda Ataman ist eine hervorragende Besetzung für dieses wichtige Amt, das seit vier Jahren unbesetzt ist. Sie vereint fachliche Kompetenz und Beharrlichkeit – eine zwingend notwendige Kombination im Kampf gegen Diskriminierung!
Die Unterzeichner*innen dieses offenen Briefes unterstützen die Nominierung Ferda Atamans als Unabhängige Beauftragte für Antidiskriminierung ganz ausdrücklich! Ferda Ataman ist fachlich die richtige Besetzung für dieses Amt. Das Feld „Antidiskriminierung“ und auch die Behörde selbst sind ihr nicht fremd, ganz im Gegenteil. Sie kennt die Arbeit der Antidiskriminierungsstelle von innen und war im Expertenbeirat aktiv. Darüber hinaus war sie Mitglied im Begleitausschuss der Bundeskonferenz der Migrant*innenorganisationen (BKMO) des Kabinettsausschusses zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus und hat an der Antirassismusagenda 2025 mitgewirkt. Sie ist schon seit vielen Jahren eine starke Stimme gegen Rassismus und Diskriminierung und setzt sich für Sensibilisierung, Repräsentanz und Teilhabe ein. Ihre Kompetenz und ihr Ansehen in der Zivilgesellschaft sind unbestritten.
Sie bringt alle Eigenschaften mit, die wir uns für eine erfolgreiche Antidiskriminierungsbeauftragte wünschen. Eine Beauftragte, die nicht nur einen Titel trägt, sondern tatsächlich etwas bewegen möchte und konsequent an Problemen dranbleibt. Sie ist deutlich und beharrlich – also genau richtig für die Kritik an bestehenden, diskriminierenden Verhältnissen. Denn allein mit netten Worten hat sich noch nie etwas zum Besseren verändert.
Wir lehnen die stark unsachliche Diskussion zu Ferda Ataman ab. Sie strotzt nur so von Vorwürfen, Anschuldigungen und bewussten Fehlinterpretationen. An Zynismus nicht zu überbieten ist auch der tagelange Aufschrei wegen der von Ferda Ataman bewusst provokativ genutzten – von einigen Personen als diskriminierend empfundenen – Begriffe. Währenddessen werden tatsächlich diskriminierende Strukturen beispielsweise im Bildungssystem, auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt, im Gesundheitswesen und in staatlichen Institutionen nicht benannt – Strukturen, die vielen Menschen in Deutschland tagtäglich Chancen für eine gleichberechtigte Teilhabe am Leben nehmen. Die unsachliche Diskussion der letzten Tage ist nicht nur ein persönlicher Angriff auf Ferda Ataman und rufschädigend, sondern beschädigt auch das so wichtige und viel zu lange schon unbesetzte Amt der Unabhängigen Beauftragten für Antidiskriminierung.
Als Personen und Organisationen, die sich gegen Diskriminierung und Rassismus und für Vielfalt und Chancengleichheit einsetzen, wissen wir, dass die Widerstände groß sind, wenn man strukturelle Benachteiligung wirksam bekämpfen möchte. Umso wichtiger ist es, eine erfahrene, kompetente, zielstrebige und konflikterprobte Person wie Ferda Ataman an der Spitze der Antidiskriminierungsstelle zu haben. Die völlig falsche Wahrnehmung dessen, was diskriminierend ist, gepaart mit einem mangelnden Problembewusstsein darüber, welche Menschen tatsächlich struktureller Diskriminierung ausgesetzt sind, zeigen uns im Grunde eine Sache ganz deutlich: dieses Amt muss so schnell wie möglich mit einer fähigen Person besetzt werden. Diese Person ist Ferda Ataman.
Die Pressemitteilung der BKMO zu diesem Thema finden Sie hier. (PM vom 24. Juni 2022)
Unterzeichnende Organisationen:
Adefra e.V. – Schwarze Frauen in Deutschland
adis e.V. – Antidiskriminierung · Empowerment · Praxisentwicklung
Aktionsbündnis muslimischer Frauen in Deutschland e.V.
Antidiskriminierungverband Deutschland
Arbeitsbereich Diversitätspolitik und Antidiskriminierungsarbeit der Diakonie Deutschland
Ayande – Eine postmigrantische Jugendinitiative der IGD
Bildungsstätte Anne Frank
BQN Berlin e.V.
Bundesarbeitsgemeinschaft religiös begründeter Extremismus e. V.
Bundesverband Trans* e.V.
CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit
DaMOst – Dachverband der Migrant*innenorganisationen in Ostdeutschland
DeutschPlus e.V.
Deutsch-Türkisches Forum Stuttgart
Iranische Gemeinde in Deutschland e.V.
ISD Hannover. Initiative Schwarze Menschen in Deutschland in Hannover
karfi. Schwarzes Bildungskollektiv für Empowerment und rassismuskritische Bildung
KIGA – Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus
Kompetenznetz Islam & Gesellschaft e.V.
Kompetenzverbund Antimuslimischer Rassismus
korientation. Netzwerk für Asiatisch Deutsche Perspektiven e.V.
Landesnetzwerk der Migrant*innenorganisationen – MigraNetz Thüringen e.V.
Landesnetzwerk der Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (LAMSA) e.V.
Lesben- und Schwulenverband in Deutschland
neue deutsche organisationen – das postmigrantische netzwerk e.v.
Panafrikanische Organisation
PAWLO-Masoso e.V. – Panafrikanische Frauenorganisation
Polnischer Sozialrat e.V.
Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa
Türkische Gemeinde in Deutschland e.V.
Türkische Gemeinde in der Metropolregion Nürnberg e.V.
Türkischer Bund Berlin-Brandenburg e.V.
Verband binationaler Familien und Partnerschaften, Geschäfts- und Beratungsstelle Leipzig
Verband der Beratungsstellen für für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt e.V.
VKII e.V. – Verein kamerunischer Ingenieure und Informatiker
Young Voice TGD e.V.
Unterzeichnende Einzelpersonen:
Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani / Universität Osnabrück
Alev Deniz / Wir im Brunnenviertel e.V.
Ali Can / Sozialaktivist
Ali Temel
Aminah Salaho
Anna Sabel
Dr. Asmaa Soliman / Programmleitung Junge Islam Konferenz
Atahan Demirel
Ayşe Demir / Vorstandssprecherin des Türkischen Bundes Berlin-Brandenburg e.V.
Betül Dinç
Canan Balaban
Carla Amina Baghajati / Religionspädagogin
Deborah Schnabel / Direktorin Bildungsstätte Anne Frank
Dennis Sadik Kirschbaum
Derviş Hizarcı / KIGA Berlin
Dislo Benjamin Harter / Integrationsbeirat für Sinti und Roma in Offenburg
Dunja Khoury / Vertreter*innenrat der Bundeskonferenz der Migrant*innenorganisationen
Efe Ural / Vertreter*innenrat der Bundeskonferenz der Migrant*innenorganisationen
Ehsan Djafari / Vertreter*innenrat der Bundeskonferenz der Migrant*innenorganisationen
Emeti Alisch /Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Berliner Institut für empirische Integrations und Migrationsforschung (BIM)
Erdal Tekin
Esra Dual
Fadi Jazmati
Fatma Çelik
Fatma Erol-Kılıç / Trainerin und Moderatorin
Gabriele Boos-Niazy / Aktionsbündnis muslimischer Frauen in Deutschland e.V.
Galina Ortmann / Vertreter*innenrat der Bundeskonferenz der Migrant*innenorganisationen
Gökay Sofuoğlu / Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland
Gülhanım Karaduman-Çerkeş / Begegnungs- und Bildungszentrum für Frauen & Familien e.V.
Hamidou Bouba
Hamze Bytyçi / RomaTrial e.V.
Ikram Kabchi
Jessica Bajinski
Josefine Rindt / Junge Islam Konferenz
Julia Yael Alfandari, politische Bildner*in
Dr. Kamila Schöll Mazurek / Vertreter*innenrat der Bundeskonferenz der Migrant*innenorganisationen
Karen Taylor / Vertreter*innenrat der Bundeskonferenz der Migrant*innenorganisationen
Karim El-Helaifi
Karima Benbrahim / Erziehungswissenschaftlerin und politische Bildnerin
Kenan Kolat / Sprecher des VIW-Verband für Interkulturelle Wohlfahrtspflege, Empowerment und Diversity
Kübra Sarıyar / Junge Islam Konferenz
Lea-Friederike Neubert
Luc Wodzicki / Kompetenznetzwerk Islam und Gesellschaft e. V.
Luisa Seiler / Geschäftsführerin Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa
Lydia Nofal
Malika Mansouri / Assessor juris
Mamad Mohamad / Vertreter*innenrat der Bundeskonferenz der Migrant*innenorganisationen
Marianne Ballé Moudoumbou / Vertreter*innenrat der Bundeskonferenz der Migrant*innenorganisationen
Max Czollek
Prof. Dr. Meron Mendel / Direktor Bildungsstätte Anne Frank, Zentrum für politische Bildung und Beratung Hessen
Maria Theresia Aden-Ugbomah / Pädagogisches Zentrum Aachen e.V
May Zeidani Yufanyi / Berlin Muslim Feminists
Michael AlliMadi / Vertreter*innenrat der Bundeskonferenz der Migrant*innenorganisationen
Milena Jovanovic / Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa
Mona Feise-Nasr
Münevver Toktas / Assesor juris
Murat Akan / Historiker
Nadine Golly / Schwarzkopf Stiftung Junges Europa
Narmada Saraswati
Natalia Amina Loinaz
Nezahat Xuereb / Mitgründerin des BIPoC Netzwerkes in NGOs
Nora Ateia / Soziologin
Nuran Yiğit
Özcan Karadeniz
Özlem Özdemir
Peggy Piesche
Pınar Çetin
Remzi Uyguner / Vorstandsmitglied des Türkischen Bundes in Berlin-Brandenburg
Samee Ullah
Sami Dzemailovski / Carmen e.V.
Selmin Çalışkan / Direktorin für Institutionelle Beziehungen, Open Society Foundations
Seren Başoğul / Junge Islam Konferenz
Sinem Vardar
Sun-Ju Choi / korientation. Netzwerk für Asiatisch Deutsche Perspektiven e.V.
Susanna Steinbach / Vertreter*innenrat der Bundeskonferenz der Migrant*innenorganisationen
Tahir Della / Fachreferent „Dekolonisierung“ im Berliner Promotorenprogramm
Tarafa Baghajati / Bauingenieur
Theresa Singer / Junge Islam Konferenz
Yusuf Sarı
Zahedullah Helmand
Zeynep Çetin / Rechtsanwältin
Zuhal Er-Sari